31. Januar 2024, Salzgitter – Der Frost Mitte Januar kam genau richtig: Die Ökologische NABU-Station Aller/Oker (ÖNSA) konnte in diesen Tagen Gehölze auf dem Kalkmagerrasen am Schäferstuhl in Salzgitter bodenschonend auf einer Teilfläche zurückschneiden lassen.
Kalkmagerrasen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Durch eine oft jahrhundertelang fortgeführte Beweidung der Grünlandvegetation karger Kalkböden hat sich eine einzigartige Artenvielfalt entwickelt, die es zu erhalten und zu pflegen gilt. Auch am Schäferstuhl in Salzgitter kommen seltene und gefährdete Pflanzen- und Tierarten vor, die in ihrem Fortbestehen auf eine extensive Weidenutzung angewiesen sind. So sind am Schäferstuhl im Frühsommer beispielsweise die leuchtend bunten Blüten des Sonnenröschens und verschiedener Orchideenarten zu bestaunen. Viele dieser Pflanzenarten sind konkurrenzschwach und niedrigwüchsig und würden durch das Aufkommen von Sträuchern und anderen Gehölzen schnell verdrängt werden.
Die Pflege des Kalkmagerrasens am Schäferstuhl wird jährlich durch eine Beweidung mit Galloway-Rindern gewährleistet. Zusätzlich zu der bestehenden Beweidung müssen ab und zu Teile des Magerrasens manuell von aufwachsendem Gebüsch befreit werden. Die von der ÖNSA beauftragte Pflegemaßnahme wurde durch einen lokal ansässigen Landschaftspflegebetrieb fachkundig durchgeführt. Die Pflege war im Rahmen der vom Land Niedersachsen geförderten Schutzgebietsbetreuung der ÖNSA vorgesehen und ist in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Salzgitter umgesetzt worden.
An mehreren Tagen wurden auf einer Fläche von knapp 2.000 m² Gehölze zurückgeschnitten und das Schnittgut anschließend sauber abgeräumt und abtransportiert. Dabei wurden einzelne Sträucher in der Fläche stehen gelassen. Dornensträucher wie Schlehe oder Weißdorn stellen wichtige Strukturelemente in dem Offenlandlebensraum dar. So nutzt sie etwa der Neuntöter als Ansitzwarte, von der aus er auf die Jagd nach Insekten, Kleinsäugern und kleinen Reptilien geht. Durch die von der ÖNSA beauftragten Pflegemaßnahmen soll daher ein Auflichten des bestehenden Gehölzbewuchses angestrebt werden und nicht etwa eine vollständige Entfernung aller holzigen Gewächse am Schäferstuhl. Die aufgelichtete Teilfläche kann nun in den Folgejahren in die Beweidungskulisse integriert werden.
Auch in Zukunft will die ÖNSA weitere Gehölzrückschnittmaßnahmen in Kooperation mit der Stadt durchführen lassen, um den wertvollen Komplex aus artenreichem Magerrasen und eingestreuten Strauchgruppen als solchen zu erhalten.