14 ehrenamtliche Helfer folgten dem Aufruf der Ökologischen NABU-Station Aller/Oker (ÖNSA) und gingen auf einem abgeernteten Weizenfeld bei Hornburg im Landkreis Wolfenbüttel auf Feldhamstersuche.
26. Juli 2018 - Feldhamster
sind vor dem Aussterben bedroht. Durch geeignete Schutzmaßnahmen könnten sie noch rechtzeitig gerettet werden.
Feldhamster sind eine der am stärksten bedrohten Säugetierarten in Deutschland. Weltweit ist der Bestand Hochrechnungen zufolge um 98 Prozent zurückgegangen. In Niedersachsen liegt die
nördlichste Verbreitungsgrenze in Deutschland. Die typischen Steppenbewohner haben sich im Laufe ihrer Entwicklung an die Landwirtschaft und das Leben auf den Getreidefeldern angepasst. Dies wird
ihnen inzwischen allerdings durch den gestiegenen Einsatz von Pestiziden und der immer schnelleren und effizienteren Ernte zum Verhängnis. Viele Lebensräume sind außerdem durch die Ausbreitung
von Wohn- und Gewerbegebieten verloren gegangen oder werden von Straßen zerschnitten, sodass viele Feldhamsterbestände isoliert und damit kurz vor dem Aussterben stehen.
Die Ökologische NABU-Station Aller/Oker hat sich den Schutz des Feldhamsters seit Beginn ihrer Tätigkeit auf die Fahnen geschrieben. Zu Anfang stellte sich dazu jedoch die Frage, an welchen
Standorten die kleinen Nagetiere heute überhaupt noch vorkommen. Jetzt, zum Höhepunkt der Getreideernte, ist ein optimaler Zeitpunkt, um die abgeernteten Felder nach Feldhamsterbauen abzusuchen.
Zu erkennen sind sie an ihren tiefen und mindestens sechs Zentimeter breiten Fallröhren. Sie aufzuspüren ist extrem arbeitsaufwendig und kann derzeit nur durch ehrenamtliche Mitarbeit geleistet
werden.
14 Ehrenamtliche haben die ÖNSA am vergangenen Montag bei der Suche unterstützt. Sie sind in Hornburg einen frisch geernteten Getreideschlag Meter für Meter in engen Reihen abgelaufen - und
wurden fündig: Fünf Erdbaue haben sie aufgespürt. „Das ist für eine gut 15 ha große Ackerfläche nicht viel, bedenkt man, dass der Feldhamster bis in die 1980er Jahre noch als eine
landwirtschaftliche Plage galt“, betonte Marieke Neßmann, Leiterin der Ökologischen Station.
Die Suche ist mühselig, doch der Aufwand lohnt sich: Geeignete Umweltmaßnahmen können dem Feldhamster helfen, wie z.B. die Anlage eines Blühstreifens oder kein sofortiger Stoppelumbruch, damit
der Feldhamster genügend Zeit hat, seine Wintervorräte anzulegen. Wirtschaftliche Nachteile können den Landwirten durch Ausgleichszahlungen ersetzt werden. Nicole Feige, wissenschaftliche
Mitarbeiterin der Ökologischen NABU-Station Aller /Oker: „Landwirte, die sich freiwillig zu dieser Maßnahme entscheiden, leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Restbestandes in
Südostniedersachsen. Unser Ziel ist es, möglichste viele Landwirte für die Rettung des Feldhamsters zu gewinnen und eine gute Zusammenarbeit zu erreichen. Schließlich ist der langfristige Schutz
des Feldhamsters nur gemeinsam möglich.“
Die Gegend um Hornburg war schon immer Feldhamsterland. In den vergangenen Jahren nahmen Landwirte hier gezielt an einem Feldhamsterschutzprojekt teil, das die Naturschutzbehörde unterstützt hat
und das durch Mittel des Landes Niedersachsens gefördert wurde. Das Projekt lief gut, war jedoch zeitlich begrenzt. Silke Krause von der Unteren Naturschutzbehörde Wolfenbüttel, die damals
erfolgreich mit den Landwirten kooperierte, freut sich, dass das Thema Feldhamster nun von der ÖNSA wieder aufgegriffen wird und unterstützte das Team bei der Suche am Montagabend. Mit
dabei waren auch Ehrenamtliche der AG Feldhamsterschutz Niedersachsen e.V. zur Netzwerkbildung. Die gemeinsame Suche konnte daher auch zum fachlichen Austausch zwischen der Ökologischen
NABU-Station und der AG Feldhamsterschutz genutzt werden.
Im Juni wurde außerdem ein Arbeitskreis aus Vertreten des institutionalisierten und des ehrenamtlichen Naturschutzes und der Landwirtschaft gegründet, um ein landkreisübergreifendes Schutzkonzept
unter der Federführung der ÖNSA zu entwickeln. Gefördert werden diese Maßnahmen mit Mitteln des Landes Niedersachsen aus dem Hause des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen
und Klimaschutz.
Die Suche nach den Feldhamstern wird fortgesetzt. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat oder Feldhamster gesichtet hat, kann sich an die Ökologische NABU-Station Aller /Oker wenden: 01590-45 37
728.